Movie Reviews

Action Replayy 
Kishen (Akshay Kumar) und seine Frau Mala (Aishwarya Rai) haben sich in ihren 35 Ehejahren ununterbrochen gestritten. Ihr Sohn, Bunty (Aditya Roy Kapur) leidet deswegen an chronischer Hochzeitsphobie, was die Beziehung zu seiner Freundin Tanya (Sudeepa Singh) zu zerstören droht. So reist Bunty mit der Zeitmaschine von Tanyas Großvater in die 70er Jahre zurück, als seine Eltern noch nicht verheiratet waren, und will dafür sorgen, dass sie aus Liebe heiraten und nicht wie damals dazu gezwungen werden.
Um sich einen Akshay Kumar-Film anzusehen und gar zu genießen, braucht man nicht nur starke Nerven, sondern eben diese merkwürdige Portion ganz speziellen Humor. Doch "Action Replayy" ist garnicht so anstrengend, wie man vielleicht denkt. Und langweilig schon garnicht. Man könnte meinen, dass Retrofilme mittlerweile out oder durchgekaut sind, doch dieser hier bietet eine Menge frische und nicht geklaute Gags. An dem Charme des Films haben die Schauspieler einen riesigen Anteil, besonders Aishwarya Rai Bachchan. Sie überzeugt mit der frechen, zickigen Art der Mala und verleiht dem Film in ihren bunten Retro-Outfits einen besonderen Glanz. Im Kontrast dazu steht Akshay als Kishen, ein Weichei, der ständig von Mala und ihren Freunden gemobbt wird. Es ist amüsant und beeindruckend, den sonst so strahlenden Akshay Kumar mit Hasenzähnen, dicker Brille und Beatles-Frisur anzusehen. Respekt, das hätte nicht jeder Schauspieler gewagt. Die Chemie der beiden setzt die Leinwand in Flammen und ihrer beide Wandlung und Annäherung ist glaubwürdig.
Newcomer Aditya Roy Kapoor als kuppelnder Super-Sohn war mir manchmal etwas too much, aber er hat das nötige Potenzial und bringt ein wenig Moderne in die 70er, für die junge Leute wie mich sehr unterhaltsam. Auch das übrige Cast kann sich echt sehen lassen: Om Puri und Kirron Kher als Streithähne und tyrannische Elternteile sind immer für einen Lacher gut. Neha Dhupia in ihrer relativ kleinen Rolle als Malas beste Freundin Mona, die sich in Bunty verliebt und vor allem Kishens Nebenbuhler Kundan, ein 2-Stimmlagen-Sänger, gespielt von Rannvijay Singh bringen noch eine Prise zusätzliches Salz in die Story. Doch Rajpal Yadavs alberne Rolle Bikhu, der Hausdiener versalzt die Geschichte dann mal an der einen oder anderen Stelle.
Natürlich darf eine übertriebene Prügelszene mit lauten Knallgeräuschen nicht fehlen und dabei ist sie total nutzlos. Wie in den meisten indischen Komödien gibt es übertriebene, sinnlose Szenen. Doch "Action Replayy" bewegt sich da auf festem Boden und hebt nicht zu sehr ab. Dass der Film voller 70er Jahre-Anspielungen ist, kann man sich ja denken, doch das junge und vor allem deutsche Publikum kann damit nicht allzu viel anfangen. Sobald die Inder im Kino laut jubeln, wird ein Film aufs Korn genommen.
Doch die Rolle des Bunty aus dem 21. Jahrhundert bietet Platz für eine Menge "moderner" Gags. Vor allem Traumpaar Saif Ali Khan und Kareena Kapoor kriegen ihr Fett weg und auch Mallika Sherawat. Aber Bollywood wäre nicht Bollywood, wenn sie sich nicht selbst und gegenseitig ohne böses Nachspiel auf den Arm nehmen könnten. Die Musik ist die große Stärke des Films und bietet wunderschön bebilderte Clips, sowie ein aufregendes, witziges Medley.
Ich persönlich habe die stets abgestrittene Hollywood-Vorlage "Zurück in die Zukunft" leider nicht ganz gesehen. Das ist auch garnicht nötig, wenn man "Action Replayy" sehen, verstehen und lieben will. Der Comedy-Hit bietet feinste Farbenpracht, herrlich komische Darsteller, einen irren Running Gag (Awaaz Neechhe!! - Senke deine Stimme!!) und macht mächtig gute Laune.
Der Film ist dringendst zu empfehlen, sogar für die,  bei denen sich sonst bei einem Akshay Kumar-Film keine Emotion regt. Fans von bunten Bollywood-Filmen wie "Om Shanti Om" werden ganz besonders auf ihre Kosten kommen und ihn sich vielleicht sogar mehr als einmal ansehen. 

Anjaana Anjaani
Kiara (Priyanka Chopra) und Akash (Ranbir Kapoor) haben viel gemeinsam: Sie leben beide in New York, sind beide einsam, vom Glück verlassen und wollen beide Selbstmord begehen. Sie wurde von ihrem Verlobten (Zayed Khan) betrogen, er hat seine Firma samt Partner in den Ruin getrieben Allerdings sind sie sich noch nie begegnet - zumindest bis zu dem Tag, wo sie sich auf der George Washington Brücke gleichzeitig das Leben nehmen wollen. Es geht zwar schief, doch schon bald treffen sie sich im Krankenhaus wieder, reißen zusammen aus und schmieden nach einigen weiteren Fehlversuchen einen Plan: Am 31. Dezember genau um Mitternacht wollen sie noch einmal versuchen, gemeinsam von der George Washington Brücke zu springen. Bis dahin machen sie alles, was sie vor ihrem Tod noch erleben wollen - ob eine Reise nach Las Vegas oder ein Bad im Atlantik.
Lange haben wir auf das neue Werk von "Salaam Namaste"-Regisseur Siddharth Anand gewartet. Und obwohl er sich vom Hause Yashraj Films verabschiedet hat, so hat sich sein ernormer Ideenreichtum nicht verändert. Die Geschichte ist kein bisschen aufgewärmt, keine Anspielungen (wie zB in "Bachna ae haseeno") und glänzt durch ihre Echtheit. Sie ist fesselnd vom Vorspann bis zum Happy End, rührt und unterhält fabelhaft. Die eigentliche Geschichte gerät nicht aus den Augen, trotz der vielen, zauberhaften Songs. Sie sind die größte Stärke des Films, gut umbesetzt und wunderbar bebildert (Las Vegas war noch nicht oft Schauplatz für Bollywood). Und trotzdem lenken sie nicht zu sehr von der Handlung ab, sondern führen sie sogar voran. Nun zu den super in Szene gesetzten Schauspielern. Priyanka als das freaky girl Kiara, das ihr Auto liebevoll "Blush" nennt, und vor lauter Chaos in ihrer Wohnung den Schlüssel verlegt, sodass sie immerzu durchs Fenster hinein klettern muss. Ich finde diese Art von Heldinnen viel sympatischer, als die schüchternen und langweiligen Fräuleins á la Poonam in "Vivah". Nur leider ist der Charakter nicht sehr standfest, denn als Kiaras Vergangenheit an den Tag kommt, kann man sich auf ihren jetzigen Charakter keinen Reim machen. Sie war ein braves Mädchen aus gutem Hause mit aufgeräumten Traumzimmer und einem mehr oder weniger anständigen Verlobten. Es sind zwei zu Unterschiedliche Charaktere, dass man es als eine Art Entwicklung sehen könnte. Die Drehbuchschwäche hat man Priyanka aber nicht angesehen. Sie gehört nicht zu meinen Favoriten, war jedoch sehr überzeugend und sicher und hat, wie bereits von mir erwartet, ihren Filmpartner an die Wand gespielt. Auch Ranbir war gut - keine Frage, Talent hat er. Es fehlt ihm nur die richtige Prise Pfeffer und damit meine ich nicht, dass er sich ausziehen soll (eher im Gegenteil). Selbst nach der Wandlung seines Charakters (ähnlich wie Shahid in "Jab we met"), ist der Funke bei mir nicht übergesprungen. Ähnlich ging es mir bei der Chemie, an die man sich zwar im Laufe gewöhnt, doch die die Leinwand einfach nicht "in Flammen setzt", wie man es sich bei einer echten Romanze wünscht. Wenige Schwachpunkte waren zum einen die Choreografie zum Titelsong, die ich Ahmed Khan niemals verzeihen werde und zum anderen finde ich, dass der Film an einigen Stellen sehr lieblos behandelt wird (ausgerechnet die Szene, wo die Protagonisten sich näher kommen).
Ansonsten bietet "Anjaana Anjaani" beste Unterhaltung, Gags am laufenden Band, viel Herzschmerz, rührende Geschichten, traumhafte Musik und wie nicht alle Filme des Genres eine Message: "Genießt das Leben, egal was morgen kommt. Selbst in schlechten Zeiten kann sich alles zum Guten wenden!"

My name is Khan (deutsche Kinofassung)
Die deutsche Synchronisation stellt sich bitte einmal hinten an, denn jetzt wird über den Film selbst geplaudert. Ich denke, die meisten haben ihn bereits gesehen, wer nicht tut das bitte sofort nach dem Lesen dieser Review, sofern sie euch überzeugt. Ich will also nicht all zu viel über eine bestimmte Szene und das Ende verraten. Auf Anfrage werde ich für  euch auch eine unzensierte Version erstellen.
Kommen wir zu den vielen, vielen Vorzügen des Films. Ich liebe das Storyboard. Die Erzählperspektive in Form eines Tagebuchs ist perfekt gewählt und schafft eine sehr persönliche, mitreißende Atmosphäre. Denn Protagonist Rizvan Khan kann seine richtigen Gefühle nur durchs Schreiben ausdrücken. Er leidet am Asperger Syndrom, einer leichten Form des Autismus. Er zeigt keine Gefühle, weint also nicht, hasst es, neue Menschen zu treffen und hasst vor allem Trubel. Wenn wir uns das anschauen merken wir, dass dies so gut wie das genaue Gegenteil von den ganzen Rollen ist, mit denen Shahrukh und verzaubert hat. Raj aus DDLJ, unzählige Rahuls aus Karans Filmen und und und. Rizvan ist also ein Anti-Held, schüchtern und nicht charismatisch. Doch was man  besonders an ihm liebt, ist diese Direktheit, die Ehrlichkeit und trotzdem diese Unschuld, die er rüberbringt. Er ist ein einfacher Mann, mit dem man also mehr mitfühlt und sich besser identifiziert.
Eine weitere Stärke des Films sind die vielen verschiedenen Charaktere mit ihren Geschichten. Mama Jenny, die ihren Sohn im Irakkrieg verloren hat - oder Bobby Ahuja,der punjabische Nachrichtensprecher, der sich nach dem 11. September seines Turbans entledigen musste. Diese kleinen Beiträge unterstützen das Thema und den Verlauf des Filmes und lenkt trotzdem nicht zu sehr von Rizwans Geschichte ab.
Er ist ein indischer Moslem, der nach dem Tod seiner geliebten Mutter zu seinem Bruder Zakir und dessen Frau Hasina nach San Francisco zieht. Dort verkauft er Schönheitsprodukte der Firma seines Bruders und lernt so Mandira kennen, eine Friseurin. Sie ist Hindu, bereits geschieden und allein erziehende Mutter von Sam. Jetzt kommt das, was in Bollywood nicht fehlen darf, doch auch hier eine ganz andere Note bekommt: Die Eroberung. Und bald heiraten sie. Bisher klingt alles viel nach Liebe, Humor und Happy End. Doch Ende der ersten Hälfte wendet sich das Blatt und der 11. September 2001 zerstört das Image der Moslems nicht nur in den USA, sondern weltweit.
Das Thema Terrorismus ist in Bollywood längst durchgekaut, doch hier ist es noch einmal neu und anders dargestellt. Alles wird so erzählt, dass wir mit den Moslems fühlen. Wir sind geschockt wenn Hasina ihr Kopftuch runtergezogen wird. Wir sind entsetzt, wenn amerikanische Kinder von Moslems fern gehalten werden und uns kommen die Tränen, als Sam in seinem Schulspint Fotos von einem blutenden Osama Bin Laden findet.
Die zweite Hälfte beginnt mit einem riesigen Knall, einem tragischen Knall, der Rizvan und Mandira auseinander zu bringen droht. Es sei denn Rizvan geht zum Präsidenten und sagt ihm: "Mein Name ist Khan und ich bin kein Terrorist!".
Die schauspielerische Leistung von Shahrukh ist einfach unbeschreiblich. Jedem der sagt, Shahrukh kann eh nur tanzen und heulen, dem zeige ich diesen Film und ihr solltet dies auch tun. Endlich kommt er von dem Image weg, immer die gleichen Filme zu drehen. Kajol ist eine der talentiertesten Schauspielerinnen, die es gibt und das zeigt sie auch. Ihre lustige, doch rührende Darstellung beweist uns wieder, dass sie es einfach kann. Der Wandel von der kichernden zur weinenden Mandira ist glaubwürdig und bringt mich persönlich zum auch zum Weinen.
Nun zur deutschen Synchronisation. Hiermit danke ich Gott, dass er unsere Gebete erhörte und Pascal Breuer auch in diesem Film Shahrukh seine Stimme leihen durfte.
Pascal Breuer, hat uns ja bereits bewiesen, dass er der einzige ist, der Shahrukh auf deutsch beinahe perfekt rüber bringt. Doch was hat er sich bei diesem Film nur gedacht? Was wagt er sich, sich selbst zu übertreffen, so dass ich kaum Worte dafür finde? Er war perfekt emotionslos und hat sogar Hindi gesprochen und das verdammt gut (neidisch). Warum, dazu kommen wir gleich. Manchmal hat er Rizvans Verwirrung traurig rüber kommen lassen, aber da ich die eizige bin, der das auffällt, kann es nicht von viel Bedeutung sein. Hut ab, Pascal!
Und auch Kajols Stimme ist die, die wir kennen (zu meiner übergroßen Erleichterung). In den traurigen Szenen ist ihre Synchronisation wahrhaft eine Achterbahn von Gefühlen: mal die perfekte Emotion, dann zu wenig, mal auch zu viel. Trefferqoute ungefähr 70%, damit kann man zufrieden sein. Bei den weiteren Stimmen vorerst Lob an: Hasina, Sarah und Sam. Bitte sofort feuern: Zakir, Radha und die Psychologin.
Was verwirrend, jedoch gut gedacht war, war, Rizwans Kindheit original zu lassen, mit deutschen Untertiteln. Nur wenn im Film englisch gesprochen wurde, wurde in der Synchro deutsch gesprochen. Bitte lasst euch nicht verwirren, wenn Rizvans Mutter sagt, er solle doch bitte deutsch reden. Im Original redet er selbstverständlich englisch.
Jetzt kommen wir zum Stein des Anstosses, die bittere Medizin, das was uns ärgert,was uns an der ganzen Sache stört. Die deutsche Fassung ist gekürzt ohne Ende.
In der ersten Hälfte fing es mit Kleinigkeiten an, der Koran bei Rizwan im Wohnzimmer zum Beispiel. Doch in der zweiten scheint es garnicht mehr aufzuhören. Die Schlüsselszene, der Knall, ist verdammt kurz dargestellt, es geht alles viel zu schnell. Mama Jenny, die ich bereit erwähnte, kommt nicht vor. Rizvan lernt sie in Wilhemina, Georgia kennen. Das ist alles weg. Später fährt Rizvan dorthin zurück, weil ein Hurricane alles zerstört hat. Er will nur nach Mama Jenny sehen, doch das wissen die meisten ja nicht. Meine Mama musste mich im Kino danach fragen, warum er dort ist. Schlechtes Zeichen.
Auch das Ende ist sowas von knapp und unromantisch, man sieht den armen Obama garnicht wirklich.
Achja, es gab ja noch 2 zusätzliche Szenen, die im Original nicht zu sehen war. Die eine ist zwar süß, aber nicht wirklich notwendig oder filmtragend. Die andere Szene hingegend ist sehr rührend.
Alles in einem ist My name is Khan kein typischer Bollywoodfilm, erst recht nicht von Karan Johar ("In guten, wie in schweren Tagen"). Doch trotz der vielen untypischen Elemente kann man sich ihn immer wieder anschauen. Es reicht, dass man sich für die Vermarktung schämen muss, also bin ich froh, dass sich wenigstens die Synchronisation echt sehen, bzw hören lassen kann.